Sinalco: Das vergessene deutsche Kultgetränk, das Coca-Cola herausforderte

Sinalco: Das vergessene deutsche Kultgetränk, das Coca-Cola herausforderte

Ein deutsches Erfrischungsgetränk war einst eine ernsthafte Konkurrenz für Coca-Cola – bevor es in Vergessenheit geriet. Sinalco, 1905 von Franz Hartmann erfunden, wurde mit seiner alkoholfreien Rezeptur weltweit zum Erfolg. Die Geschichte der Marke umfasst Herausforderungen in der NS-Zeit, eine vorübergehende Einstellung der Produktion in den 1980er-Jahren und ein überraschendes Comeback Jahrzehnte später.

Franz Hartmann stammte aus einer Familie von Schnapsbrennern. Angesichts der Schäden, die billiger, massenhaft produzierter Alkohol – begünstigt durch die Dampfdestillation – anrichtete, suchte er nach einer Alternative. Seine Lösung war ein kohlensäurehaltiges Getränk aus Orangenschalen und Zitronenabrieb, das als erfrischende, alkoholfreie Option konzipiert war.

Ursprünglich kam das Getränk unter dem Namen Bilz-Brause auf den Markt, nachdem der Naturheilkundler Eduard Bilz es empfohlen hatte. Bilz erhielt einen großen Anteil der Gewinne aus jedem verkauften Flasche. Später benannte Hartmann es in Sinalco um – eine Abkürzung für sine alcohol (ohne Alkohol). Der Sirup war hochkonzentriert: Aus einem Liter ließen sich über 60 Liter Limonade herstellen. Die Beliebtheit explodierte, das Getränk erreichte sogar Lateinamerika und wurde von Beduinen in der Wüste getrunken.

Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde Sinalco im Rahmen der NS-Politik „arisiert“. Nach dem Krieg durchlief die Marke eine „Entnazifizierung“, hatte aber Schwierigkeiten, gegen Coca-Colas überlegene Logistik und Marketingstrategien zu bestehen. Der US-Konzern war bereits in Europa etabliert und sponserte sogar Mitgliedskarten der Hitlerjugend. Während des Krieges entwickelte die deutsche Coca-Cola-Niederlassung aufgrund von Rohstoffknappheit Fanta – aus Molke, Zuckerrübenschnitzeln und Apfelresten.

1982 übernahm eine Schweizer Brauerei Sinalco und stellte die Produktion fünf Jahre später ein. Die Marke wechselte mehrfach den Besitzer, bis die RheinfelsQuellen Hövelmann GmbH & Co. KG sie wiederbelebte. Heute bietet Sinalco über zwanzig Sorten an – von „Mango-Drachenfrucht zuckerfrei“ bis „Sinalco Energy“ – und hat eine kleine, aber treue Fangemeinde weltweit.

Die Geschichte von Sinalco spannt sich über mehr als ein Jahrhundert: von den Anfängen als Gegenentwurf zum Alkoholmissbrauch über die globale Expansion bis hin zum fast vollständigen Verschwinden. Zwar erreichte die Marke nie die Dominanz von Coca-Cola, doch ihr Comeback sichert Hartmanns sprudelnde Alternative auch für kommende Generationen von Durstigen.