Von Durchgestrichen zu Gleichheit - Solinger Pastoren teilen ihre Geschichten

Von Durchgestrichen zu Gleichheit - Solinger Pastoren teilen ihre Geschichten
Vom Durchstreichen zur Gleichberechtigung – Solinger Pfarrerinnen erzählen ihre Geschichten
50 Jahre Gleichstellung in der Gemeinde – Wie Frauen auf die Kanzel stiegenSolingen – Genau die Hälfte der 26 Pfarrer:innen im Kirchenkreis Solingen sind heute Frauen. Was heute selbstverständlich wirkt, ist das Ergebnis eines langen kirchlichen und gesellschaftlichen Lernprozesses. Denn die rechtliche Gleichstellung von Frauen und Männern im Pfarramt wurde in der Evangelischen Kirche erst vor 50 Jahren erreicht.
Die Evangelische Kirche im Rheinland hat in den vergangenen Jahrzehnten einen stetigen Wandel hin zu mehr Geschlechtergerechtigkeit in ihren Führungspositionen erlebt. Wo Frauen einst auf Widerstand stießen, übernehmen sie heute Schlüsselrollen in der Seelsorge. Heute sind die Hälfte der Pfarrer:innen im Solinger Kirchenkreis Frauen – ein deutliches Zeichen des Fortschritts.
In den 1970er-Jahren wurde Gisela Vogel die erste Pfarrerin in Dorp, Aprath und Wald. Anfangs begegnete man ihr mit Skepsis – allein wegen ihres Geschlechts. Dennoch schrieb sie später Geschichte als erste Oberkirchenrätin im Rheinland und saß im Leitungsgremium neben zwanzig männlichen Kollegen. Ihr Gebrauch des Begriffs „Schwester Demski-Galla“ – eine Anrede für eine jüngere Kollegin, die einst Nonnen vorbehalten war – zeigte, wie weit die Kirche in der Akzeptanz von Frauen in Führungspositionen gekommen war.
Die rechtliche Gleichstellung von Frauen im Pfarramt wurde 1975 offiziell anerkannt. Zuvor hatten Frauen während des Zweiten Weltkriegs eingesprungen, wurden aber nach Rückkehr der Männer wieder verdrängt. Über die ersten Pfarrerinnen in Vogels Gemeinden gibt es keine Aufzeichnungen, doch ihr Wirken ebnete den Weg für den Wandel. Dr. Ilka Werner, heute Superintendentin des Solinger Kirchenkreises, erlebte ebenfalls frühe Vorurteile. Sie erinnert sich, wie Annahmen über die Fähigkeiten von Frauen ihre Karriere prägten. Die jüngere Pfarrerin Raphaela Demski-Galla hingegen wuchs in einer Kirche auf, in der Gleichberechtigung bereits Normalität war.
Alle drei betonen, wie wichtig Beziehungsarbeit und Vernetzung in ihrem Dienst sind. Heute wird Vielfalt in der Führung geschätzt – sei es durch unterschiedliche Perspektiven, Lebenserfahrungen oder Identitäten. Die Kirche erkennt an, dass verschiedene Stimmen ihre Arbeit bereichern.
Der Aufstieg von Frauen in kirchlichen Ämtern spiegelt Jahrzehnte des Wandels wider. Von Gisela Vogels frühen Kämpfen bis zur ausgewogenen Führung im heutigen Solingen ist der Fortschritt sichtbar. Rechtliche Gleichstellung, sich wandelnde Einstellungen und das Wirken von Pfarrerinnen wie Werner und Demski-Galla haben die Seelsorge für kommende Generationen geprägt.

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